söndag, juni 12, 2011

Die erste Kraftprobe der Riesen

Nordische Mythologie Teil 27 - Der unbesiegbare Skrymer

Tor saß einige Zeit am Eingang der Höhle ohne dass etwas geschah. Plötzlich hörte er ein rollendes Donnern, das tief aus dem Inneren der Erde zu kommen schien und wie ein gewaltiges Gewitter klang. Dann begann die Erde zu schaukeln so dass die Höhle, in der Loke sich befand, nahezu einstürzte. Dann setzte das längste und stärkste Erdbeben ein, das Tor je erlebte.

Die ganze Nacht über folgte ein Erdbeben dem anderen, die immer nur von kurzen Pausen unterbrochen waren. Selbst Tor kam dieses Unwesen ungeheuer vor, zumal es die ganz Nacht über so dunkel war, dass man seine eigene Hand nicht vor seinen Augen sehen konnte.

Als die finstere Nacht am Morgen einem dunklen Dämmerlicht wich, so dass man zumindest die Konturen der Umgebung unterscheiden konnte, ging Tor einige Schritte vor die Höhle. Die Bäume des nahen Waldes wackelten mitsamt ihren Wurzeln und viele unter ihnen lagen wie in einem Chaos zwischen den noch stehenden Bäumen. Als Tor nichts geschah, folgte auch Loke ihm ins Freie.

Nachdem sich Tors Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, entdeckte er nahe der Höhle zwei riesige Füße, dann zwei Beine, die im Verhältnis zu den Schuhen noch größer waren, dann sah er den ganzen Körper, dessen Brustkorb sich mit dem Atmen auf und ab bewegte. Und schließlich entdeckte Tor auch den Kopf des Wesens und er bemerkte, dass das Erdbeben durch den Wind, der aus der Nase und dem Mund kam, entstand. Das Erdbeben wurde von einem schlafenden, schnarchenden Riesen verursacht.

Tor war sofort klar, dass er am vorherigen Abend diesen Riesen über dem Wald gesehen hatte. Auch wenn er eigentlich kein schlafendes Wesen töten wollte, so nahm er dieses Mal seinen Hammer Mjölner, holte so weit aus wie er nur konnte und schlug damit dem Riesen auf die Stirn. Der jedoch rief nur etwas im Schlaf, aber seine Stirn war unverletzt und er schnarchte weiter als ob nichts geschehen wäre.

Nun spannte Tor seinen Stärkegürtel so fest er konnte und schlug erneut zu, ohne dass er damit jedoch mehr erreichte als mit seinem ersten Schlag. Also schlug er ein drittes Mal zu. Dieses Mal wachte der Riese auf, fasste sich an die Stirn und murmelte etwas von einem Blatt oder einer Tannennadel, die ihm auf die Stirn gefallen seien und ihn geweckt hatten.

Tor war von der Reaktion des Riesen so überrascht, dass er ihn nur nach seinem Namen fragte. Der Riese antwortete, dass er Skrymer heiße. Und er fügte hinzu, dass er nicht nach dem Namen seines Gegenüber fragen musste, denn er wisse, dass der Asator wäre, also Tor der Asagötter.

Anschließend setzte sich Skrymer auf und sagte, dass er am Vorabend seinen Handschuh abgenommen habe. Als er danach griff, sah Tor, dass er und Loke die Nacht im Daumen des Handschuhs verbracht hatten. Dann setzte der Riese fort: „Falls du dich an Fjalar wagen willst, nimm dich in Acht, denn mit Fjalar hast Du nicht so leichtes Spiel wie mit mir.“

Tor fragte noch nach dem Weg zu Fjalar, was der Riese ihm mit einer Handbewegung beantwortete. Mit nur wenigen Schritten verschwand er dann aus dem Sichtfeld Tors.
Copyright: Herbert Kårlin
 

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